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Im Porträt: Maik Greb, Vorstand der Hartwig-Hesse-Stiftung und Sprecher des Bündnisses Hamburger Wohnstifte
Nirgendwo in Deutschland gibt es mehr Stiftungen als in Hamburg – mit rund 1.500 und damit 75 pro 100.000 Einwohnern belegt die Hansestadt den ersten Platz im Vergleich der Bundesländer. Maik Greb ist dem Stiftungswesen mehrfach verbunden: als Vorstand der Hartwig-Hesse-Stiftung, Mitglied des Sprecher-Trios im Hamburger Bündnis für Wohnstifte und sogar als ehemaliger Stift-Bewohner.
„Mein Interesse an der Hartwig-Hesse-Stiftung entstand ursprünglich aus einem Mietverhältnis“, erzählt der 1986 in Schwerin Geborene: „Die Keitel-Stiftung arbeitet im Kooperationsverbund mit der Hartwig-Hesse-Stiftung und stellt Wohnraum in Barmbek zur Verfügung. Die kleineren Wohnungen wurden damals häufig an Zivildienstleistende, Auszubildende und Studierende vermietet.“ So fand er als 16-Jähriger seine erste günstige Wohnung, die er wegen seiner Berufsausbildung in Hamburg benötigte. „Dies weckte mein Interesse an meinem gemeinnützigen Vermieter“, sagt Greb und heuerte nach seiner Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten bei der Agentur für Arbeit bei der Hartwig-Hesse-Stiftung an. Dort kümmerte er sich um die Vermietung von Wohnraum, das Rechnungswesen und betreute die Homepage. Nebenher holte er am Abendgymnasium sein Abi nach und baute an der Hochschule für Ökonomie und Management seinen Bachelor of Business Administration. Derart gut ausgebildet, stieg er nach dem Studienabschluss in der Stiftung zum stellvertretenden und später zum Geschäftsführer und Vorstand auf. Die Hartwig-Hesse-Stiftung beschäftigt 260 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Bereichen Wohnen, Betreuung und Pflege. In enger Kooperation mit den Stiftungen Heerlein- und Zindler- Stiftung, Keitel-Stiftung und St. Gertrud-Stift gehören 350 Beschäftigte zum Team. Das Angebot umfasst zwei stationäre Pflegeeinrichtungen, zwei ambulante Dienste, zwei Tagespflegen, Wohnanlagen mit und ohne zusätzliche Serviceleistungen sowie Wohngruppen, unter anderem für Menschen mit Demenz.
Die Not der Menschen ist groß, weiß Greb: „Es gibt sehr viele Anfragen. Wir könnten jede Anlage einmal im Monat komplett neu vermieten.“ Da ist zum Beispiel die 75-jährige Frau mit gebrochenem Fuß. Der Heilungsprozess verläuft nicht optimal, nun sucht sie kurzfristig eine barrierefreie Wohnung. In einem anderen Fall „funktioniert“ die eigene Wohnung nach einem Oberschenkelhalsbruch nicht mehr, in der Kurzzeitpflege ist kein Platz frei – traurige Schicksale, mit denen Greb und sein Team fast täglich konfrontiert werden. „Es ist eine bittere Erfahrung, Menschen, die dringend auf bedarfsgerechten Wohnraum angewiesen sind, eine Absage erteilen oder auf Wartelisten verweisen zu müssen, bei denen ein Einzug innerhalb eines absehbaren Zeitraums kaum möglich ist.“ Überaus deutlich wird dies bei barrierefreien Wohnangeboten für Seniorinnen und Senioren, was sich besonders im Stiftviertel St. Georg beobachten lässt, wo verschiedene gemeinnützige Akteure zusammenarbeiten, um ein Versorgungs- und Lebensnetzwerk aufzubauen. Die Hartwig-Hesse-Stiftung betreibt dort das Hartwig-Hesse-Quartier, die Amalie Sieveking-Stiftung ihre Servicewohnanlage.
Seit einiger Zeit nutzen die Wohnstifte Synergieeffekte, um sich für die Zukunft zu wappnen. Dem 2019 gegründeten „Bündnis der Hamburger Wohnstifte“ gehört die Hälfte der rund 100 Wohnstifte an. „Das Bündnis entstand aus der ‚Initiative Perlen polieren‘, die ins Leben gerufen wurde, als ein bekanntes Wohnstift in Hamburg keine Zukunftsperspektive mehr sah“, sagt Greb, der auch für das Bündnis spricht. Ziel sei es, die Wohnstifte zu erhalten und weiterzuentwickeln – im Sinne einer sozialen Wohnraumversorgung in Hamburg und entsprechend den jeweiligen Stiftungszielen.
Wenn Greb sich mal nicht mit seinem Lebensthema beschäftigt oder an seinem Wohnort in der Feuerwehr engagiert, drückt er dem HSV im Volksparkstadion die Daumen oder greift zu einem Buch. Aktuell liegt die Angela-Merkel-Biografie auf dem Nachtisch des zweifachen Familienvaters. Am liebsten liest er Sachbücher, besonders gerne welche zu historischen Kriminalfällen.
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