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Der 1911 eröffnete Alte Elbtunnel war die erste Unterwasserquerung Kontinentaleuropas.
Seit 1872 überquerte die Eisenbahn die Elbe, die ersten Straßenbrücken entstanden 1887 und 1899. Aber das Gros des Verkehrs bestand aus Fähren. Der Schiffe wegen, darunter Segler mit hohen Masten, hätte eine Brücke im Hafengebiet extrem hoch und weit ausladend sein müssen – die Kosten wären astronomisch gewesen. Also entstand die Idee eines Tunnelbaus. Der Baurat Ludwig Wendemuth (1860-1929) trieb das Projekt ab 1901 voran. Ein Vorbild war der 1895 fertig gestellte Tunnel unter dem Fluss Clyde in Glasgow. 1904 beschloss die Hamburger Bürgerschaft das ehrgeizige Vorhaben.
Der erste Spatenstich erfolgte am 22. Juli 1907. Die 4.400 eingesetzten Arbeiter schufteten buchstäblich unter Druck. Um den Einbruch des Wassers zu verhindern, herrschte auf der unterirdischen Baustelle Überdruck. Als der Tunnel am 7. September 1911 für Fußgänger und am 30. November 1911 für Pferdefuhrwerke und Kraftfahrzeuge freigegeben wurde, war er der erste Unterwassertunnel Kontinentaleuropas und wurde als technisches Meisterwerk gerühmt, „als einen von den licht- und formenfrohen Mächten des modernen Zeitgeschmacks durchfluteten Zeitgedanken“, jubelte eine Hamburger Zeitung. Elf Millionen Goldmark waren ausgegeben worden, die Röhren messen 426,5 Meter, die gesamte Konstruktion ist 448 Meter lang.
Jährlich unterquerten etwa 20 Millionen Menschen die Elbe auf diesem Weg. „Am frühen Morgen pilgert ein großer Teil der insgesamt etwa 60.000 im Hafengebiet beschäftigten Arbeiter durch den Elbtunnel nach den Arbeitsstätten auf Steinwärder und Kuhwärder. Nach Schluss der Arbeit ergießt sich dann der gleiche gewaltige Menschenstrom zurück und nach den oft 10 bis 15 km entfernten Wohnvierteln, da Hamburg über neuen Wohnraum für seine Hafenarbeiter in der Nähe des Hafens auf eigenem Gebiet nicht mehr verfügt“, heißt es 1927 in einem „Führer durch Hamburg“. Mittlerweile nagt am Alten Elbtunnel der Zahn der Zeit. Noch bis 2026 wird die westliche der beiden Röhren gesperrt sein. Im April 2019 war die Oströhre nach der Instandsetzung feierlich wieder eröffnet worden. 1.700 Stahlträger waren frei gelegt und 200.000 Niet- und Schraubverbindungen erneuert worden, 37 Kilometer Fugen wurden abgedichtet.
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