Buchtipp: Hamburg – Stadt der Wohnstifte

Das Stiftungswesen hat in der wohlhabenden Handelsmetropole Hamburg eine lange Tradition. Seit dem 13. Jahrhundert engagierten sich gut betuchte Bürger für das Gemeinwohl und hofften darauf, dass ihre Wohltaten ihnen Seelenheil und Anerkennung über den Tod hinaus einbrachten. Unter den derzeit etwa 1.500 Hamburger Stiftungen finden sich rund 100 Wohnstifte, die seit Jahrhunderten vor dem Hintergrund akuter Wohnungsnot eine wichtige Rolle in der Wohnversorgung von Menschen mit geringem Einkommen spielen.

Das Hamburger Bündnis für Wohnstifte will in dem vorliegenden Buch auf die Vielfalt der Stifte aufmerksam machen. Neben historischen Beiträgen und 32 Porträts ausgewählter Einrichtungen werden vor allem die Herausforderungen thematisiert, die der Erhalt und die Weiterentwicklung der teils maroden Bausubstanz darstellt – zum Beispiel die Vereinbarkeit von Denkmalschutz und Barrierefreiheit.

Das Bündnis ging 2019 aus der Initiative „Perlen Polieren“ mit dem Ziel hervor, gemeinsame Interessen zu vertreten und sich strategisch für den Erhalt, die Weiterentwicklung und Neugründung von Hamburger Wohnstiftungen einzusetzen. Den Anstoß zum Handeln gab ursprünglich ein Vorfall aus dem Jahr 2015, der Anlass zur Sorge bereitete: Die Rückgabe eines Grundstücks zweier zahlungsunfähiger Stiftungen an die Stadt Hamburg und deren Weiterverkauf an einen Investor! Besonders innenstadtnahe Grundstücke, auf denen Stiftungen nicht selten angesiedelt sind, wecken Begehrlichkeiten.

Dieser Fall erregte so viel Aufmerksamkeit, dass sich das Bezirksamt Nord in einer Anhörung ein Bild von der Situation der Wohnstifte machen wollte, um „rechtzeitig von etwaigen Problemen zu erfahren, damit notfalls dazu beigetragen werden kann, die Stifte weiter an ihren angestammten Ort zu halten“, hieß es im Anhörungstext. Vor diesem Vorfall wusste niemand, wie viele Wohnstifte es überhaupt in Hamburg gibt. Jedes war auf sich allein gestellt. Heute engagiert sich über die Hälfte der Wohnstifte im Bündnis und sorgt dafür, dass ihre Arbeit gewürdigt wird und das knappe Gut „bezahlbarer Wohnraum“ in dieser wertvollen Nische erhalten bleibt. Das reich bebilderte, informative Buch leistet dazu einen wichtigen Beitrag.